Die Krankheit und ich.

[TW: Depression, Suizid]

 

Ich habe sehr lange überlegt ob ich diesen Text wirklich veröffentlichen will. Dagegegen spricht vor allem Angst. Angst vor dämlichen Kommentaren. Angst, ausgelacht oder zurückgewiesen zu werden. Doch da die Angst nicht von alleine weggeht, habe ich mich doch für diesen Blogpost entschieden.

Im April 2013 schrieb ich diese Zeilen Text, die zumindest ansatzweise meine damalige Gefühlslage widerspiegelten:

Stand der Dinge

Seit meinem 18. Lebensjahr bin ich depressiv. Zumindest deutet heute alles darauf hin. Die Diagnose habe ich mit 24 bekommen. Seit Ende Oktober 2012 bin ich in Therapie.

Es ist viel passiert seitdem. Es gab gute Zeiten, aber meistens schlechte. Ich war 4 Jahre lang fast jeden Tag allein, ohne soziale Kontakte. Die wenigen, die ich hatte, konnte ich nicht bis heute halten. Auch momentan kann ich das nur sehr schwer.

Ich schwimme in einem Meer von tiefer Traurigkeit. Jeden Tag.

Jeder Tag ist eine neue Herausforderung. Aufstehen, weitermachen. Jedes mal aufs neue eine Anstrengung. Jeden Tag dieses starke Gefühl von Einsamkeit, Traurigkeit, Verzweiflung. Es drückt auf meinen Körper, jeden Tag, jede Stunde, jede Minute. Es hört nie auf. Es ist immer da.

Ich habe immer noch kaum Freunde. Online, ja. Aber niemanden vor Ort. Ich hätte es gerne anders, mir fehlt aber die Kraft mir Freunde zu suchen.

Die Kraft fehlt für so vieles. Überall, an jeder Ecke.

Ich ertappe mich dabei immer öfter daran zu denken, dem ganzen ein Ende zu setzen. Für immer. Es sind keine neuen Gedanken. Mit 19 wollte ich mir das Leben nehmen. Es war akribisch geplant. Alles vorbereitet. Ich war entschlossen.

Dennoch habe ich es nicht getan. Und wollte es auch nie wieder auch nur dran denken. Wollte.

 

Seit Anfang Mai 2013 nehme ich zusätzlich zur Therapie ein Antidepressivum. Es bessern sich Dinge, allerdings nur sehr langsam. Noch immer ist die Traurigkeit da, noch immer fallen mir viele Dinge schwer. Mir fehlt noch immer die Motivation. Konzentrieren geht auch nur schwierig. Ich habe Angst vor größeren Menschenmengen. Selbst vor dem 30C3 hatte ich riesigen Schiss, dort in Panik zu geraten oder sonstwie nicht klarzukommen. Es ist schwer, jeden Tag. Zwar nicht mehr so, wie vor einem dreiviertel Jahr, aber dennoch braucht es jeden Morgen viel Kraft aufzustehen und weiterzumachen. Nicht im Bett liegen zu bleiben. Nicht ins schwarze, dunkle Loch zu fallen.
Hoffnung zu haben. Zu glauben, dass es besser werden kann.
Die Krankheit ist tükisch, sie zerstört nicht nur mich, sondern auch die Menschen, die mir wichtig sind. Ich möchte das nicht. Also heißt es weiterkämpfen, weiter an mir und den Problemen arbeiten, die sich auf einem riesigen Berg vor mir türmen.

Weitermachen, kein Stillstand.
Denn Stillstand heißt, dass die Krankheit gewinnt.

An dieser Stelle möchte ich meinem Freund danken, der seit einem Jahr an meiner Seite ist, mir hilft, besser damit klarzukommen, zu hoffen, und zu lernen, was Liebe alles leisten kann.

Ich liebe dich. So sehr. Danke für alles. Danke, dass du da warst.
Danke, dass du da bist.